Ken Parker
geschrieben von Paolo Ottolina
übersetzt von Eva Riegert
Wo kommt er her? Ursprünglich sollte Ken Parker in einer Reihe ausgesuchter Westerngeschichten ("Collana Rodeo") erscheinen, aber die Figur gefiel dem Verleger so sehr, daß er beschloß, ihm eine eigene Serie zu widmen, die zum ersten Mal im Juni 1977 herauskam. Der Texter Giancarlo Berardi und der Zeichner Ivo Milazzo, der Ken die Gesichtszüge Robert Redfords verlieh, zeichneten sich für fast alle Episoden der Serie verantwortlich und gingen damit bereits in die Geschichte des italienischen Comics ein. Mit Ken Parker erlitt der volkstümliche Comic eine plötzliche Kehrtwendung: Inszenierungen von unvorhergesehener Substanz und Universalthemen (Gewalt, Rassismus, Ausbeutung, die Suche nach dem eigenen Ich), die nur vordergründig in dem Ambiente eines Western spielen. 1984 wurde die Serie mit der N.59, einerseits wegen Überlastung der Autoren, andererseits wegen der Schwierigkeit ein breites Publikum ansprechen zu können, unglücklicherweise eingestellt. Danach wurden die Abenteuer von Ken Parker in ausgewählten Zeitschriften, in einem eigenem Magazin (Ken Parker Magazine) und diversen bis zu 180 Seiten starken Sonderausgaben veröffentlicht.
Wer ist er? Giancarlo Berardi, sein Schöpfer: "Ken Parker ist ein zeitgenössischer Mann, mit zeitgenössischen Problemen. Er hat keine Gewißheit, keine Sicherheit, von Tag zu Tag lebt er mit den Idealen, die er sich selbst erschaffen hat und versucht dabei auf leidenschaftliche, verzweifelte, tapfere und schmerzliche Weise konsequent zu bleiben." Lange Flinte (sein Spitzname, den er wegen eines alten Kentucky-Gewehrs, von dem er unzertrennlich ist, hat) ist ein Trapper, ein Pfadpfinder, ein Sheriff, ein Detektiv, ein Schriftsteller; er erledigt 1000 Jobs in der alten, heftigen, wilden, westlichen Welt (seine Abenteuer beginnen am 29. Dezember 1868), ohne dabei seine eigene Identität des praktischen Mannes und gleichzeitig die eines Idealisten aus den Augen zu verlieren. Die hohe Qualität der Episoden und die Eigenheiten seines Charakters, die sich von denen der klassischen Helden wie Tex oder Zagor völlig unterscheiden, erlauben ihm, ein kleines, anhängliches Publikum sowie eine stattliche Anzahl kritischer Interventionen und Essays zu erorbern.
Wer sind seine Freunde? Die Umstände aber auch der innere Drang, nicht wirklich seßhaft werden zu wollen, zwingen Ken , ununterbrochen durch die Staaten zu ziehen, was dazu führt, daß er keinen ständigen Begleiter während seiner Abenteuer hat. Aber nach und nach begleiteten ihn der Trapper Dashiell, das entschlossene Mädchen Pat O´Shane, der dicke Eskimo Nanuk und die kleine Hündin Lily. Ken verbrachte auch einige Zeit in dem Indianerstamm Hunkpapa, wo er Tecumseh heiratete, die bei einem Angriff der amerikanischen Armee ums Leben kam. Theba, der Sohn Tecumsehs (den sie aus einer vorangegangenen Ehe hatte), lebt in Boston (er nennt sich Teddy) und sieht Ken als richtigen Vater an.
Wer sind seine Feinde? In den ersten Ausgaben der Serie setzt sich Ken mit einem erbarmungslosen Mörder namens Donald Welsh, auch "Der Glückliche" genannt, auseinander. Nachdem er Welsh in der N.8 "Ein großer Coup in San Francisco" erledigt, hat Ken es nicht mehr mit wiederkehrenden Gegnern zu tun. Trotzdem ist er in jeder Episode gezwungen gegen Gewalt, Intolleranz, Ignoranz und Habgier zu kämpfen. Sein größter und leider unbesiegbarer Feind ist aber keine Comicfigur, sondern die geringe Zahl der Leser, die seine treuen Fans zwingt, zu hoffen, daß Ken weiterhin im italienischen Zeitschriftenhandel zu finden sein wird.
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ERFINDER 
Giancarlo Berardi
in 1977
DESIGN 
Ivo Milazzo
EDITOR 
Graziano Frediani
TITELGESTALTUNG 
Ivo Milazzo
von N.1
COPYRIGHT
SBE/Berardi&Milazzo
Copyright (c) 1977-98
all right reserved worldwide
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